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Zur geschichtlichen Vergangenheit von Bechhofen

Von Expositus Wendelin Fischer, Jahr 1953

Frühgeschichte und Namensdeutung

Mögen auch Kelten und Römer unser Tal schon gekannt haben, zur eigentlichen Besiedlung fanden sie wie auch später die Franken fruchtbareren Boden in besser zu erschließenden Gegenden. Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts bedeckten Wälder und Heiden die Hügel ums Lambsbachtal. Wiesennamen wie Brühl oder Brüchel sagen uns noch heute, dass das Tal selbst ein sumpfiges Bruch war. Mönche haben an den günstigen Stellen am Anfang und Ende des Tales gearbeitet und arbeiten lassen (Mönchwiesen). Wo Seitentälchen für Wege, die größere Straßen und Siedlungen miteinander verbanden, einen günstigen Übergang zwischen den Hügeln hindurch zu Bruch und Blies boten, mag der eine oder andere Hof im Lambsbachtal schon früh errichtet worden sein.

Zwei uralte Straßen, schon Pfade oder Wege zur Kelten- und Römerzeit, kreuzten das Lambsbachtal. Die eine, von der Käshofer Höhenstrasse kommend, führte "am Harzbrünnchen" und "am Harzofen" vorbei herunter über die heutige Hauptstraße von Bechhofen nach Bruchhof und Homburg, die andere von Rosenkopf über den Neupel durchs Pfaffental zur Kaiserstraße bei Vogelbach und zum Glantal. Es ist offenkundig, dass die ersten Bewohner des Tales Hütte und Hof an den Kreuzungspunkten dieser Wege mit dem Lambsbach, also dort, wo Bechhofen und Neuplerhof später entstanden, errichteten.

Die ältesten Urkunden berichten nichts von einem Dorf, sondern nur von Wäldern zu Bechhofen. Diese waren wohl bis zum 11. und 12. Jahrhundert von alleiniger größerer Bedeutung. Wald, Heide und Bruch ernährten Kühe, Schafe und Ziegen. Der Ackerbau dürfte nicht allzu bedeutend gewesen sein und war im ausgehenden Mittelalter in unserer ganzen Gegend im Rückgang. Groß war Bechhofen nie. Im Jahre 1547 lebten in Bechhofen 21 Bauernfamilien. Aber immer rauschten seine Wälder. Diesen allein verdankt es aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Namen, den es bis heute mit Stolz führt.

Muss es nicht auffallen, dass am erstgenannten Weg, der über unsere Dorfstraße nach Bruchhof führt, die Gewannen "am Harzbrünnchen" und "am Harzofen" liegen! Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als man einsah, dass durch den mit neuen Früchten verbesserten Ackerbau mehr zu verdienen war als durch die bisher vorherrschende Viehwirtschaft, wurden allenthalben die Bauernhöfe aus den Tälchen und Klammen der Sickingerhöhe auf die fruchtbare Hochebene selbst verlegt. Die Dörfer verpflanzen sich immer mehr auf die "Höhe" mit ihren fetten Ackerböden. Damals sind wohl auch die stattlichen Wälder "am Harzbrünnchen" und "am Harzofen", durch welche die alte Straße führte, Äckern und Wiesen gewichen. Der Überrest dieser Wälder an den Abhängen zum Tal weist heute noch alle Arten der harzenden Nadelhölzer auf. Große Bestände an Pechtannen und Kiefern haben sich auch auf den sandigen Hügeln ("Köpfchen") westlich des Lambsbaches zum Saarbecken zu erhalten. Noch heute sieht man "am Holzkopf" an prächtigen alten Kieferbäumen die vernarbten Lachten, aus denen im ersten Weltkrieg Harz gezapft wurde. Harze sind auch heute unentbehrliche Grundstoffe, die allerdings nicht mehr bei uns gewonnen, sondern von Übersee eingeführt werden.

Eine Beschreibung der Gemarkung vom Jahre 1547 " Bechhofer Bann und Beriss" nennt bei der "Roten Holen" den "Escherofen". In holzreichen Gegenden wurde früher in Flammenöfen Pottasche (in Pötten verschickt) für Reinigungszwecke gewonnen.

Ob die Bestände der herrlichen Bechhofer Buchenwälder zum Teil in Äscherofen wanderten, soll hier nicht bewiesen werden. Auf Spaziergängen findet man hier viele runde Kohlplätze, auf denen einst die Meilerhaufen dampften. Diese beweisen jedenfalls, dass der Holzreichtum Bechhofens nicht nur an Koniferen, sondern auch an Buchen, an Ort und Stelle zu weiteren Produkten verarbeitet wurde: Im Meiler zu Holzkohle, im Äscherofen zu Pottasche, Harze und harzige Hölzer im Pechofen zu Pech und Holzteer. Pech und Teer fanden zum Verpichen der Fässer und des Schusterhanfes, zum Kalfatern der Schiffe, zu Lack und Leim u. a. m. ihre Verwendung. Kohlbrenner, Aschenbrenner, Pechbrenner: ehrsame Berufe, die mageren Lebensunterhalt bieten konnten und die Haltung einer kleinen Landwirtschaft forderten.

Die andere Straße über den Neuplerhof führte ebenfalls durch Wälder hinüber ins Glantal zum Remigiusland. Es ist urkundlich bezeugt, dass die Remigiusleute schon vor rund 1100 Jahren den Klosterkellereien von Reims in der Champagne Pech (lat. pix) liefern mussten, das man zum Verpichen der Weinfässer brauchte. Ob nicht auch die Benediktiner von Hornbach oder das Zisterzienserkloster Wörschweiler oder auch weltliche Herren zum gleichen Zweck Pech benötigten, Pech von den Wäldern "am Pechofen" im Lambsbachtal!

Der Name Bechhofen hat verschiedene Deutungen gefunden. Die bekannteste ist "Bekohofen"; das wäre: Siedlung, Hof eines fränkischen Freien mit dem Personennamen Beko. Diese Auslegung verliert immer mehr Freunde. Wie eingangs gesagt wurde, war zur Zeit der Besitznahme und des Ausbaues unserer Pfälzer Heimat durch die Franken das Gebiet ums Lambsbachtal noch mit Wald und Heide bedeckt. Die Franken fanden fruchtbarere Gegenden zum Siedeln. Bisher wurden keine frühfränkischen Urkunden über Bechhofen entdeckt. Die alte Schreibweise des Ortsnamens lautet bis zum Jahre 1802 auf das Wort „Oven“ und nicht auf Hof. Der selige Pfarrer Schang, der unser altes Kirchlein erbaut hat, schreibt zuerst noch Bechowen, dann nach 1802 Bechhofen.

Der bekannte Heimatforscher Dr. E. Christmann hat sich aus sprachgeschichtlichen Gründen für unsere Deutung entschieden und die Auslegung Beko-hof widerlegt.

Der Wald, von dem Bechhofen umgeben ist und der seine Schönheit mitbedingt, spielt wie zu allen Zeiten auch in unsern Tagen eine Rolle. Früher stritten sich Klöster und Herren und dann Bauern um Grenzsteine, Jagd- und Weidrechte. In unseren Tagen wurden große Grenzsteine gesetzt mitten durch die prächtigsten Wälder und Saarstaat und das Land Rheinland-Pfalz sind eifrig darauf bedacht, keinen Meterbreit Wald zu verlieren. Der Bergmann und Hüttenmann aber, der seinen Heimweg von schwerer Arbeit durch diese Wälder nimmt, pustet sich die staubige Lunge aus und nimmt sich sein Brennholz mit, um im Winter einen warmen Ofen zu haben. Und des Sonntags besingen die Bechhofer ihr Heimatdorf als "Waldesbraut im Lambsbachtal".

So gedeutet, ist der Ortsname "Pechofen" zugleich die Ortsgeschichte von den ersten Anfängen bis heute! Der Bechhofer ist stolz auf diesen Namen und lieb sein Heimatdorf. Mit dem übertragenen Sinn von "Pech" als Missgeschick hat unser Dorf höchstens in neuester Zeit als Grenzdorf etwas zu tun.

Die Pechtanne und der sonst unbekannte große Ofen zur Gewinnung der seltenen Harzprodukte waren die charakteristischen Merkmale, die der Lage der Wälder und der ersten Ansiedlungen der Waldbauern und Pechbrennern an der uralten Waldstraße sehr wohl den Namen geben konnten. Als Ritter Sigismund von Bechhofen im 14. Jahrhundert seinen Namen schreiben lernte, hatte das kleine Dörfchen längst seinen festen Namen. Die älteste Form des Wortes von 1304 "Bechoven" und der heutige Volksmund "Bechoowe" ("Pech" wird seit 1000 Jahren wie "Bech" gesprochen) stimmen zusammen und sprechen dafür, dass der Ort bei einem ehemaligen Pechofen bzw. an der Stelle eines solchen erstand.

Eine Pechtanne oder eine Lachte als Zeichen der Waldgegend und ein Harzofen (wie mag er wohl ausgesehen haben?) als Anfang der Siedlung Bechhofen dürften bei der Wahl eines Ortswappens oder Siegels einen gewissen Anspruch auf heraldische Verwertung verdienen.

 

Neupler Höfe

Die Neupler Höfe sind seit 1811 Wüstung. Wo einst der Obere Neupler Hof stand, grüßt noch ein uralter mächtiger Mostbirnenbaum ins Lambsbachtal herunter. Den zweitletzten Baum aus dem ehemaligen Garten hat der Sturm gebrochen. Am Rech wachsen einige verwilderte Stachelbeerstauden: Die einzigen Zeugen einer verschwundenen Menschensiedlung, die einen über 400-jährigen Bestand hatte. Heute geht der Pflug über die Orte, wo einst Menschen ihr häusliches Glück fanden. Vom Unteren Neupel zeugt weder Stock noch Stein.

Wohl seit Menschen in unserer Gegend leben, führt ein Weg vom Rosenkopf über den hinteren Winterberg (früher Widderberg) an der Stelle, wo der Obere Neupelhof stand, vorbei, hinunter über den Lambsbach und durch das Pfaffental zur Kaiserstraße und zum Glantal. Wo Weg und Tal sich kreuzen, auf einem sanft ansteigenden Bühl, erstand, ganz ähnlich wie Bechhofen, die erste Siedlung mit dem Namen Neupel. Der Name erscheint in seiner ersten Form im Jahre 1389 al Nicpel. Wir müssen vermuten, dass der Name zuerst Nikenbuhil hieß; und vor der ersten schriftlichen Nennung bereits über Nikenboehel und Nikboehl zu Nicbel bzw. Nicpel abgeschwächt und zusammengezogen war. Wir hätten dann mit der Entstehung einer Siedlung auf oder bei einem "Buehl des Niko" zu rechnen. Der Rufname Niko ist für das 11. Jahrhundert als Kurzform zu Nikbod nachgewiesen (s. Christmann). Neun Flurnamen in der Gemarkung Bechhofen (Oberster und Unterster Neupel, Neupler Tälchen, Neupler Delle, Neupler Schlag u. a.) erinnern heute noch an diese Hofsiedlung. Der Hof stand auf der Gewanne "Hinterm Neupler Hof" - Katasternummer 90.

Die Senkung in den angrenzenden Wiesen sammelte die Wässerlein für den Neupelwoog, aus dem der fischlose Lambsbach zum Krummen-Woog (wo schon im 16. Jahrhundert eine Mahlmühle stand) und weiter zum Mehr-Woog floss.

Im Jahre 1389 wird der Neupelhof zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Der Edelknecht Lambrecht Streuff von (Blies) Castel, der Schwiegersohn des Ritters Johann von Bundenbach, stiftete zum Altare der Burgkapelle in Bundenbach eine Messe und begabte diese u. a. mit Gütern zu Neupel.

Als im 16. Jahrhundert der intensive Ackerbau die reine Viehwirtschaft verdrängte, machte sich auch hier, wie auf der ganzen Sickingerhöhe, die Unzweckmäßigkeit der Tallage fühlbar. Deshalb wurden auf dem links des Lambsbachs gelegenen sehr fruchtbaren Hochplateau - am Holzberg- neue Wirtschaftsgebäude errichtet, die die Bezeichnung "Oberer Neupel" erhielten zum Unterschied von der Talsiedlung, die nun "Unterer Neupel" hieß; und zu einem Herrensitz umgestaltet wurde.

1595 trat Friedrich von Steinkallenfels den Hof Neupel an Herzog Johann I. von Zweibrücken im Gütertausch ab.

1690 behaupteten die Herren von Steinkallenfels, dass vorangeführter Gütertausch nicht zustande gekommen sei und gaben den öd liegenden Hof in Temporalbestand.

1704 wird der reichsfreie und vom Zehnten befreite Neupler Hofbezirk den Zweibrücker Handelsleuten Gebr. Ehrmann verkauft. Diese errichteten den Hof wieder.

1731 schenkte Herzog Gustav Samuel von Zweibrücken den Hof seiner Gemahlin Luise "in Anerkennung der von ihr während seiner Krankheit bezeugten Liebe".

1745 verstarb die Herzogin, und der Neupel fiel an Zweibrücken zurück.

Später beschenkte Herzog Karl August II. seine Gattin Maria Amalie mit diesem Hof. Wie er den "Königsbücherhof", das heutige Dorf Bruchhof, in "Karlsgebrücherhof" umbenannte, so gab er auch diesen Höfen neue Namen. Aus dem Unteren Neupel wurde der "Karlsthaler-", aus dem Oberen Neupel der "Karlshöherhof". Das Volk aber hielt an den alten Bezeichnungen fest. So erklärt sich auch, dass nach der Karl-August-Zeit (Karlsberg!) der Hof wieder unter seinem alten Namen erscheint.

1805 veräußerte die Herzogin Anna Amalie den Hof an den Frankfurter Kammerdirektor Boehmer um 12 008 Gld.

1811 erwarben von diesem die Güterhändler Mathieu und Thiebauld den Hof und veräußerten denselben samt den dazugehörigen Gütern, Äckern und Wiesen parzellenweise unter die Meistbietenden zu Lambsborn, Bechhofen und Rosenkopf, welche auch die Höfe als ihren Interessen zuwider abrissen und die Materialien versteigern ließen.

 

Bevölkerung von Bechhofen

Der kurze Abriss der Geschichte der Neuplerhöfe gibt uns einen Einblick in die wechselvolle, harte Vergangenheit der Bevölkerung unserer Westricher Heimat. Der 30-jährige Krieg hat unsere Dörfer "depeupliert", d. h. menschenleer gemacht. Ganze Siedlungen sind durch Kriegs- oder Zeitschäden verwüstet worden und von der Erdoberfläche verschwunden. Die Menschen waren geflohen oder umgekommen. Auch unsere Dörfer wie Lambsborn, Bechhofen, Kirrberg oder Wiesbach waren jahrzehntelang fast oder ganz menschenleer und mussten neu bevölkert werden. So ist es zu erklären, dass in den Dörfern am Lambsbach nur ganz wenige Familien länger eingesessen sind als 200 bis 250 Jahre. Diese stammen von den wenigen Heimkehrern aus den furchtbaren Kriegen ab. In Lambsborn stand nach dem 30-jährigen Krieg nur noch ein einziges Haus, das Gotteshaus, in dem ein Rückkehrer ein Jahr lang hauste.

1676/77 zogen die Franzosen (Ludwig XIV., 2. Reunionskrieg) kriegführend durch Lambsbachtal. Nach dem 30-jährigen Kriege hatte Frankreich praktisch das Zweibrücker Land im Besitz bis zum Ryswicker Frieden 1697.

Woher stammt nun die heutige Bevölkerung von Bechhofen? Wie gesagt, war Bechhofen nach dem 30-jährigen Krieg ein allenthalben zerstörtes und zerfallenes Dörfchen ohne Einwohner. Die allerersten heute noch vorhandenen Namen tauchen in der schlimmen Franzosenzeit und der Zeit danach auf. Es sind dies z. T. die Namen der Bechhofer Bauern. Alle Vorfahren unserer Dorfbevölkerung sind eingewandert oder zugezogen und zwar frühestens kurz vor oder nach 1700. Viele Familiennamen lassen auf die Herkunft der ersten Bechhofer schließen. Da kamen um das Jahr 1700 nach Wiesbach "die welche katholische neue Leute" aus dem französischen Lothringen. Da kamen - nicht immer direkt aus der Schweiz - katholische und evangelische Schweizer an, die durchaus nicht alle des Glaubens wegen ausgewandert waren, sondern einzig und allein deswegen, weil die Schweiz überbevölkert und unser Gebiet entvölkert war. Da wanderten Luxemburger ein und Menschen aus deutschen Gauen und pfälzischen Gegenden. Die Herzöge von Zweibrücken mühten sich um Einwanderer. Später machten sich Soldaten vom Karlsberg hier ansässig. Bis auf unsere Tage hielt der Zustrom an und brachte zuletzt Menschen aus dem Norden und Osten unseres Vaterlandes. Es ist nur zu gut zu verstehen, dass die verschiedenartige Abstammung der Bewohner ihre Einflüsse auf die Mentalität derselben ausübt.

 

Schulen und Schulhäuser

Sommer- und Winterschulen

Auch unsere Schulen haben ihre interessante und lehrreiche Geschichte, weshalb ihr hier einige Worte gewidmet werden sollen. Bis zur Einführung der Winterschule in Bechhofen ums Jahr 1760 gingen die prot. und kath. Kinder, deren Eltern auf Schulbildung überhaupt bedacht waren, in die Lambsborner Schule. Die Sommerschule, die 1711 in Lambsborn eingeführt worden war, wurde auch weiterhin von unseren Kindern besucht.

Umwandlung der reformierten und katholischen Winterschule in eine prot. und kath. deutsche Konfessionsschule in Bechhofen

Vor dem Jahre 1818 war in Bechhofen für jede Konfession eine Winterschule errichtet. Die Protestanten hatten bereits ein Schulhaus, die Katholiken nicht. Die Streitfrage war nun, ob alle Kinder in ein Schulhaus gehen oder zwei Schulen mit festbesoldeten Lehrern errichtet werden sollten. 1824 forderten Katholiken wie Protestanten ihre Konfessionsschule mit eigenem Lehrer. 1829 entschied den mehrjährigen Streit ein bislang wenig beachteter Faktor: die Kinderzahl. Die zwei Winterschulen hatten zusammen 100 Kinder. Bechhofen brauchte also zwei Schulen. Für die Katholiken wurde 1829 ein Schulhaus gekauft. Den Anstoß zu dieser Lösung der Schulfrage in Bechhofen gab die prot. Lokalschulinspektion in Lambsborn. In der Schulhausfrage handelte der damalige Gemeinderat paritätisch, indem er für das kath. und das prot. Schulhaus gleiche Mittel zur Verfügung stellte. Die reformierte und die kath. Winterschule ware somit in eine prot. und kath. deutsche Konfessionsschule umgewandelt.

Errichtung der 3. Schulstelle

Durch die stets wachsende Kinderzahl bedingt machten sich die Dorfältesten 80 Jahre später, die Jahre vor 1911, erneut Gedanken über die Errichtung einer weiteren, dritten Schulstelle. Abermals gaben die Kinder den Ausschlag. Dass auch die Schulgeschichte die Dorfgeschichte widerspiegelt, mögen folgende Angaben veranschaulichen. Im Jahre 1885 zählte Bechhofen 670 Einwohner; 1900 bereits 939 und 1905 (in dieser Zeit wurde viel gebaut) 917 Seelen. In wenigen Jahren musste sich die Kinderzahl verdoppelt haben. In Beachtung der Tendenz zur stetigen Aufwärtsentwicklung von Bechhofen wurde 1911 ein entscheidendes Wort gesprochen: Die Konfession, die in den kommenden drei Jahren die meisten Schulkinder hat, bekommt den ersten Lehrer. Nun hatten in den Jahren 1912 bis 1914 die Protestanten: 73: 73; 71 Kinder und die Katholiken: 78; 92; 96 Kinder (die Protestanten hatten sonst meist einige Kinder mehr). Der erste Lehrer auf der 3. Schulstelle war katholisch, der zweite evangelisch!

Welcher Art die 3. Schule war, besagt der Regierungserlass vom 2. Mai 1911: "Um beide Schulen (kath. und prot.) zu entlasten, wird.... eine 3. Lehrstelle (Hilfslehrerstelle) mit der Bestimmung errichtet, dass sie als gemeinsame konfessionelle Unterschulabteilung f. d. Kinder der 1. und 2. Klasse der dortigen kath. und prot. konfessionellen Schule zu gelten hat, abwechselnd mit einem kath. und prot. Hilfslehrer zu besetzen und abwechselnd als kath. und prot. Schule (Bestandteil der konfessionellen kath. und prot. Oberschule) anzusehen ist; bei der Errichtung der 4. Lehrstelle werden die Konfessionsschulen wieder rein durchgeführt werden." Damit war die Sicherheit fü r die Erhaltung der Konfessionsschule in Bechhofen, für die sich Protestanten und Katholiken seit hundert Jahren und mehr so eifrig bemüht hatten, gegeben. Das neue Schulhaus wurde gebaut, zunächst einstöckig. Als man 1930 die 4. Lehrstelle errichtete, wurde das neue Schulhaus aufgestockt, sodass heute die Bechhofer Kinder in vier schönen Schulsälen von zwei kath. und zwei prot. Lehrkräften unterrichtet werden. Die Gemeinde Bechhofen hat nur noch die eine Sorge, recht bald für alle Lehrer entsprechende Lehrerwohnungen zu bauen.

 

Hinweis: Ausführliche Informationen zur Dorfgeschichte finden Sie im 432-seitigen Buch „800 Jahre Bechhofen - Beiträge zur Dorfgeschichte", das 1991 zur 800-Jahrfeier herausgegeben wurde. Herausgeber: Historische Arbeitsgemeinschaft Bechhofen-Pfalz in Verbindung mit der Gemeinde Bechhofen / Druck und Verlag: Conrad+Bothner, Zweibrücken